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Der queerfeministische Radikalender
In einem Monat ist Feministischer Kampftag! Aus diesem Anlass haben wir etwas für Euch vorbereitet: den queerfeministischen Radikalender! Zwei Mal pro Woche, immer dienstags und samstags, wollen wir eine widerständische Aktion aus der feministischen Geschichte vorstellen. Wir werden dabei nicht chronologisch vorgehen und wollen auch keine Hierarchie zwischen den Themen suggerieren. ...mehr
Streiken in Kriegszeiten
„Ohne uns steht die Welt still“ war das Motto des Frauen*streiks 2018 in Spanien. Rund 5,3 Millionen FLINTA* legten Care-, Reproduktions- und Hausarbeit nieder und gingen auf die Straße! Und was passierte? Die Welt stand still: Unis, Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Züge fielen aus. Straßen waren blockiert. Liveübertragungen mussten von cis Männern moderiert werden. CHAOS!
Die Arbeit für den Streik liegen zu lassen, scheint aus gegebenem Anlass weit weg, vielleicht absurd. Das ist es jedoch keinesfalls! 100 Milliarden Euro in Aufrüstung, jedoch weder in Pflege-, Erziehungs- noch Sozialeinrichtungen zu stecken ist DIE Absurdität, die auf dem Rücken von Frauen* und INTA* ausgetragen wird.
Wir haben allen Grund dazu, zu streiken und unsere Arbeit niederzulegen: Ein feministischer Arbeitsstreik ist auch historisch zugleich einer, der sich gegen Krieg und jegliche imperialistische Logik, die nur allzu gern mit der patriarchalen Hand in Hand geht, wendet. Wir wollen selbstbestimmt sein und keine Spielbälle imperialistischer Bestrebungen, die schon immer nur dazu dienten, Profite in die Taschen der Reichsten zu stecken und uns damit für unsere Arbeit ausnehmen.
Während die patriarchale Ideologie den Kriegsschauplatz nur auf dem Schlachtfeld sieht, ist es auch die Arbeit von FLINTA*, ohne die eine Verteidigung unmöglich wäre: Sie kümmern sich um ihre Kinder, pflegen Verwundete und leisten obendrein seelische Sorgearbeit, indem sie für ihr Umfeld „stark bleiben“. Außerdem sind sie Gefahren wie sexualisierter Gewalt, die stets Teil der patriarchalen Kriegsführung darstellt, ausgesetzt. Queere Menschen werden auch in Extremsituationen wie Kriegen weiterhin diskriminiert; wenn ihr Pass sie als ‚männlich‘ kennzeichnet und sie sich im kampfbereiten Alter befinden, können sie nicht einmal das Land verlassen.
Der 8. März ist ein Streik, keine Demonstration! Wir möchten daher darauf hinweisen, dass sich cis Männer nicht durch das Mitdemonstrieren zu Allys machen. Ihre Aufgabe ist es, die Care-Arbeit, die FLINTA* für sie tagtäglich ausrichten, zu übernehmen und ihnen so auch ermöglichen zu streiken.
Dieser Streik ist antikapitalistisch und antimilitaristisch! Lasst uns viele sein, denn sowohl Putin als auch die NATO sind NICHTS ohne unsere Arbeit!
Wir sehen uns auf den Straßen.
5. März 2022
Pussy Riot – ein großes F*ck you an Putins Patriarchat
Vor fast genau einem Jahrzehnt, am 21. Februar 2012, führte die Band Pussy Riot vor dem Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche ihr berühmt gewordenes Punk-Gebet auf, in welchem sie die Allianz von Kirche und Staat anprangerte: Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hatte Putin im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen seine Unterstützung zugesagt. Mit ihrem Lied protestierten Pussy Riot auch gegen das von der Kirche geforderte Abtreibungsverbot. Die drei Bandmitglieder Nadeschda Tolokonnikowa, Marija Aljochina und Jekaterina Samuzewitsch wurden infolge der Aktion in Untersuchungshaft genommen. Im August 2012 wurden sie zu je zwei Jahren Haft wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ verurteilt.
Statt das Jubiläum des Punk-Gebets zu feiern, bekundeten Pussy Riot in den letzten Tagen ihre Solidarität mit der Ukraine und setzten eine große Unterstützungsaktion in Gang: Innerhalb eines Tages sammelten sie 3 Millionen Dollar, indem sie virtuelle Anteile an einem Bild (sogenannte NFTs) der ukrainischen Flagge verkauften. Das Geld soll der ukrainischen Hilfsorganisation „Come Back Alive“ zugutekommen, die insbesondere Nachtsichtgeräte und Wärmebildkameras für das ukrainische Militär finanziert. Das kann aus antimilitaristischer Perspektive kritisch betrachtet werden; aus pragmatischer Sicht ist dies wohl eine der effektivsten Investitionen gegen Putins Aggressionen.
Eines Tages werden all diese Kriege, die eigentlich immer von cis Männern begonnen und ausgetragen werden, hoffentlich der Geschichte angehören. Bis dahin rufen wir – den Geist des 10-jährigen Punk-Gebets im Hinterkopf – laut und mit voller Kraft: KEIN GOTT, KEIN STAAT, KEIN PATRIARCHAT!
1. März 2022
Quellen
- Video zum Punk-Gebet
- NFT-Bild der ukrainischen Flagge
- Artikel: China sperrt Sticker-Feministinnen weg @spiegel.de
- Artikel: Taking Feminist Battle to China’s Streets, and Landing in Jail @nytimes.com
- ¹ “picking quarrels and provoking troubles”. @nytimes.com
- Weblexikon-Eintrag auf dasrotewien.at zum Streik der 700
- Biografische Daten zu Amalie Seidel auf univie.ac.at
- Geschichte des Combahee River Collective auf ihrer Webseite
- Combahee River Collective Statement (1977)
- Susemichel, Lea, and Jens Kastner. Identitätspolitiken : Konzepte und Kritiken in Geschichte und Gegenwart der Linken / Lea Susemichel & Jens Kastner. 1. Auflage. Münster: Unrast, 2018. Print. hier: S. 7-10.
- Ni Una Menos - Webseite
- Artikel: Ni Una Menos – Nicht eine weniger! von Mariana Ortíz
- Artikel: Streik gegen Patriarchat und Gewalt von Verónica Gago
- PDF: „Schokofabrik: 30 Jahre Frauenzentrum“
- Zum Flugblatt hier lang
- Webseite der Schokofabrik - 40 Jahre Schokofabrik
- Gutiérrez Rodriguez, & Tuzcu, P. (2021). Migrantischer Feminismus : in der Frauen:bewegung in Deutschland (1985-2000) / Encarnación Gutiérrez Rodríguez & Pinar Tuzcu. (1. Auflage). edition assemblage. Hier: S. 103ff.
Free the Five - Widerstand aus China
Ausgerechnet am Abend vor dem 8. März 2015 wurden die fünf Frauen* Wu Rongrong, Wei Tingting, Li Tingting, Wang Man, Zheng Churan von der chinesischen Regierung überraschend in Gewahrsam genommen und in das Heidian-Untersuchungsgefängnis in Bejing gesteckt, wo sie täglich verhört wurden. Der Vorwurf: Sie würden »Streit suchen und Probleme provozieren«.¹
Dabei hatten sie nichts weiter getan, als eine städteübegreifende Kampagne gegen sexuelle Belästigung zu planen: So wollten sie lediglich Sticker und Flyer in U-Bahnhöfen verteilen, die u. A. gegen das Grapschen in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln gerichtet waren und über die Gleichstellung der Geschlechter informierten.
Ironischerweise hat die Verhaftung eine enorme Aufmerksamkeit nicht nur auf die Aktivist:innen selbst gezogen, die daraufhin unter dem Hashtag #FreeTheFive trendeten, sondern auch auf ihre vorherige feministische Arbeit: So hatten sie in der Vergangenheit ihre Köpfe kahl rasiert, um gegen die Ungleichheit in akademischen Einrichtungen zu protestieren oder öffentliche Männertoiletten gestürmt, um auf die Demütigungen, die FLINTA* in der ewigen Warterei in der Toilettenschlange ertragen müssen, aufmerksam zu machen. Li Tingting und Wei Tingting hatten weiße Brautkleider mit roter Farbe übergossen und sind in diesen gekleidet in Beijings bekanntesten Touristengebiete marschiert mit der Aufschrift »Yes to love, no to violence«.
Die Inhaftierung löste sowohl in China als auch in der internationalen Gemeinschaft Wut und Empörung aus: Eintausend chinesische Studierende nahmen das Risiko auf sich, ihren Namen unter die Petition zu setzen, die ihre Freilassung forderte. Die queere NGO All Out konnte für ihre Petition zur Freilassung 86.000 Unterschriften einsammeln. Unter diesem zunehmenden Druck ließ die chinesische Regierung die Aktivist:innen nach 37 Tagen frei. Als Tatverdächtige werden sie von der Regierung dennoch weiter beobachtet. Trotzdem war es unterm Strich eine Blamage für Regierungschef Xi JinPing (der sich übrigens von den Medien ›Xi Dada‹, also ›Big Daddy Xi‹ nennen lässt).
Ja, Feminist:innen sind wohl sehr bedrohlich: Man munkelt, nicht die Aktion an sich, sondern die Tatsache, dass die Feminist:innen so gut que(e)r durchs Land vernetzt waren, veranlasste die Regierung dazu sie als Gefahr einzustufen.
26. Februar 2022
Quellen und Anmerkungen
Streik der 700 – erster organisierter Frauen:streik Österreichs
Die 16-jährige Amalie Seidel begann 1892 in einer Textilfabrik in Wien zu arbeiten, in der horrende, ausbeuterische Bedingungen herrschten: Die Arbeiter:innen mussten 12 Stunden am Tag schuften und erhielten als Wochenlohn gerade einmal 7 österreichisch-ungarische Kronen (eine Krone entspräche heute etwa 10 €). Trotz dieser immensen Ausbeutung waren die Arbeiter:innen nicht organisiert. Amalie Seidel schaffte es dennoch, diese von der Teilnahme an der Maifeier zu überzeugen. Am Tag darauf war der erste Mai das alles beherrschende Gesprächsthema in der Fabrik. Während der Mittagspause versuchte Amalie der Arbeiter:innenschaft klarzumachen, dass sie durch Organisation ihre Arbeitsverhältnisse verbessern könnten. Niemandem der Anwesenden war aufgefallen, dass der Chef dem Aufruf Amalies zur Organisation zugehört hatte. Sie wurde daraufhin fristlos entlassen.
Die Kolleg:innen Seidels fanden sich damit jedoch nicht ab und gingen am nächsten Tag zur Fabrikleitung, um zwei Forderungen vorzutragen: Erstens sollte der Arbeitstag von 12 auf 10 Stunden verkürzt und zweitens sollte Amalie wieder eingestellt werden. Beide Anliegen wurden abgelehnt, woraufhin die Arbeiter:innen geschlossen die Fabrik verließen und nachmittags eine Versammlung abhielten. Ein paar Tage später hatten sich bereits 700 Frauen und Mädchen aus drei Fabriken dem Streik angeschlossen. Nach drei Wochen des Streiks, der Kundgebungen und des Entsetzens in der bürgerlichen Presse kam die Fabrik den Forderungen der Streikenden nach: Amalie wurde wieder eingestellt, der Arbeitstag auf 10 Stunden heruntergesetzt, der wöchentliche Mindestlohn auf 8 Kronen festgelegt und der erste Mai freigegeben.
22. Februar 2022
Quellen
Das Combahee River Collective
Einige haben wahrscheinlich schon einmal von dem Combahee River Collective gehört; schließlich haben sie in ihrem ›Statement‹ von 1977 den Begriff der Identitätspolitik ins Feld gebracht:
»We believe that the most profound and potentially most radical politics come directly out of our own identity, as opposed to working to end somebody else's oppression.«
»Wir glauben, dass die tiefgreifendste und potenziell radikalste Politik direkt aus unserer eigenen Identität kommt, anstatt an der Beendigung der Unterdrückung einer anderen Person zu arbeiten.«
Dieser Ansatz ist revolutionär, wie sie weiter unten schreiben, weil sie als Schwarze Frauen für die Herrschaftsverhältnisse besonders gefährlich erscheinen: Denn die Kategorien ›race‹, ›class‹ und ›sex‹ würden sie simultan und sogar untrennbar voneinander erleben: Keines dieser Herrschaftssysteme, das sie unterdrückt, tut dies als Einzelnes isoliert voneinander. Mit ihrer Identität greifen sie also alle drei an.
Kennengelernt haben sich die Mitglieder des Kollektivs 1973 bei der Konferenz der National Black Feminist Organization (NBFO). Weil diese jedoch unfähig war, sie auch als Schwarze Lesben zu adressieren, spalteten sie sich ab: 1974 gründeten sie ihr eigenes Kollektiv und benannten sich nach dem Combahee River in South Carolina, wo 1863 die Schwarze Abolitionistin Harriet Tubman 750 versklavte Menschen befreite, indem sie ihre eigene militärische Strategie anwendete. Damit schließt das Kollektiv ihre Identitätspolitik an die revolutionäre Schwarze Frauen*geschichte an.
Das Kollektiv hat jedoch mit ihrem identitätspolitischen Ansatz auch deshalb feministische Geschichte geschrieben, weil sie Intersektionalität benennen: So müssen sie stets an mehreren Fronten kämpfen: Von Schwarzen Männern erhielten sie den Vorwurf, sie würden mit ihrem Feminismus Schwarze Widerstandskämpfe zersplittern. Innerhalb der weiß dominierten Frauenbewegung wurden sie ständig schmerzhaft daran erinnert, wie oberflächlich das dortige Wissen über »race, color and Black history« war.
Das Combahee River Collective bestand nur drei Jahre, doch der Einfluss ihrer Arbeit auf feministische Kämpfe bleibt unzweifelhaft bis heute bestehen.
18. Februar 2022
Quellen
Ni una menos – Kampf gegen patriarchale Gewalt
TRIGGER-WARNUNG: Femizid, geschlechtsspezifische GewaltDer Hashtag #NiUnaMenos (Keine mehr) avancierte in den letzten Jahren zum Slogan einer neuen feministischen, intersektionalen Bewegung, deren Kampf sich in erster Linie gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Lateinamerika richtet. Ihren Ausgang nahm die Ni una menos-Bewegung 2015 in Argentinien, wo am 3. Juni Massenproteste gegen Feminizide, die zuvor stetig angestiegen waren, stattfanden. Konkreter Auslöser war der Mord an der schwangeren 14-Jährigen Chiara Páez durch ihren 16-jährigen Freund Manuel Mansilla. Eine Gruppe von Künstler:innen, Journalist:innen und Akademiker:innen hatte auf die Nachricht hin den Hashtag #NiUnaMenos in den sozialen Netzwerken verbreitet und damit einen Nerv getroffen.
Von Argentinien breitete sich die Bewegung auf dem gesamten Kontinent aus. Durch diese breite feministische Front und die damit einhergehende öffentliche Aufmerksamkeit schaffte es NiUnaMenos auch andere Themen, wie etwa LGBTQI- und reproduktive Rechte, in den Diskurs zu rücken und damit lange geführten Kämpfen einen neuen Antrieb zu geben. Der Kampf um reproduktive Rechte konnte so in Argentinien einen riesigen Erfolg verzeichnen: Ende 2020 wurde der Schwangerschaftsabbruch in Argentinien bis zur 14. Woche legalisiert.
Was die Kämpfer:innen von NiUnaMenos uns gelehrt haben, ist, dass die Frauen:morde keine traurigen Einzelfälle, sondern Teil eines machistischen, gewalttätigen Systems sind, das von Staat und Justiz mitgetragen wird. Das Thema Feminizid rückte durch unsere Genoss:innen in Lateinamerika auch hier in den Vordergrund: In Deutschland tötet jeden 3. Tag ein Mann sein:e (Ex-)Partnerin. Jeden Tag wird ein derartiger Mord versucht. Gegen diese geschlechtsspezifische Gewalt kämpfen wir, bis wir alle in Freiheit leben können!
15. Februar 2022
Quellen
Migrantischer Feminismus & das Frauen:zentrum Schokofabrik e.V.
Wenn wir über den (weißen) ‚zweiten Welle‘-Feminismus sprechen, tun wir manchmal so, als wären BiPoC FLINTA* gar nicht da gewesen. Das stimmt aber so gar nicht! Unsere historische Zeitreise wandert in das ehemalige Westberlin der 1980er Jahre…
1981 besetzten eine Gruppe von Lesben und Frauen* der autonomen Frauen*bewegung das Gelände der stillgelegten Schokoladenfabrik „Greiser und Dobritz“ in Kreuzberg. Damit setzten sie sich unter anderen gegen die leider von Machos dominierten Hausbesetzerszene durch und schafften so einen Ort ausschließlich für Frauen* und Mädchen*. ‚Geboren‘ war das autonome Frauen-Stadtteilzentrum „Schokoladenfabrik“ und zugleich ein wichtiger Ort für die öffentliche Diskussionen der Frauen*bewegung.
Für migrantische, im Exil lebende und jüdische Frauen* war dies auch ein Ort, wo sie sich organisierten, Veranstaltungen besuchten oder wie die Zeitzeugin und Menschenrechtsprofessorin Nivedita Prasad sich erinnert „einfach getroffen, also einfach nur gechillt haben“.
Gleichzeitig wurden jedoch auch jene Konflikte innerhalb der Frauen*bewegung ausgetragen, die Teil einer Geschichte sind, auf dem wir heute unseren Feminismus aufbauen: So forderten sie in einem Flugblatt die anderen (weißen) Frauen* dazu auf, ihren Rassismus sowie ihre Privilegien zu reflektieren; der Anteil der „Schwarzen Frauen, jüdischen Frauen, Immigrantinnen und im Exil lebenden Frauen“ sei zu gering. Zugleich würden sie, wenn vorhanden, in niedrige Positionen gesteckt.
Frauen* of Color gestalteten also die Schokofabrik von Anfang an mit: So gründeten türkischstämmige Frauen* aus der Nachbarschaft den „Treffpunkt“, welcher heute noch wichtige Ressourcen für migrantische Frauen* und Mädchen* of Color zur Verfügung stellt: Z. B. kostenlosen Deutschunterricht, Nachhilfe, rechtliche Beratung und gemeinsame Ausflüge. In den 1980er gab es kaum institutionalisierte sozialarbeiterische Projekte, die sich speziell an migrantische Arbeiter*innen gerichtet haben – daher waren Menschen wie die lesbische Rakibe Tolgay, die damals in Eigeninitiative einen Deutsch- und Alphabetisierungskurs für Frauen* aus der Türkei ins Leben rief, so wichtig.
Häuserkampf lohnt sich: Diese Menschen haben eine Utopie geschaffen – ohne Zweifel stehen wir heute auf ihren Schultern. Vor lauter Inspiration funkeln schon unsere Augen: Stellt Euch mal vor, Eure nächste Hausbesetzung wird noch in 40 Jahren zu den größten FLINTA*-Zentren Europas gehören!
12. Februar 2022
Quellen
Eine kurze Geschichte des 8. März
Auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz, die im Sommer 1910 in Kopenhagen abgehalten wurde, hatte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin die Einführung eines internationalen Frauentags vorgeschlagen. Dem Beschluss nach sollte dieser in erster Linie der „Agitation für das Frauenwahlrecht“ dienen, das in Deutschland schließlich 1919 eingeführt wurde.
Das erste Mal fand dieser Frauentag am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Mehr als eine Million Frauen* gingen an diesem Tag auf die Straße. In den darauffolgenden Jahren schlossen sich immer mehr Länder und Frauen* an. Erst zehn Jahre nach diesem ersten Internationalen Frauentag wurde der 8. März auf der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau als Datum festgelegt.
In 26 Staaten sowie in Berlin ist der 8. März heute ein gesetzlicher Feiertag. Zu Feiern gibt es aber eigentlich nichts; der Kampf um Lohngleichheit, reproduktive Rechte, gegen Alltagssexismus und geschlechtsspezifische Gewalt geht weiter!
8. Februar 2022
Der Anlass
In einem Monat ist Feministischer Kampftag! Aus diesem Anlass haben wir etwas für Euch vorbereitet: den queerfeministischen Radikalender! Zwei Mal pro Woche, immer dienstags und samstags, wollen wir eine widerständische Aktion aus der feministischen Geschichte vorstellen. Wir werden dabei nicht chronologisch vorgehen und wollen auch keine Hierarchie zwischen den Themen suggerieren. Eher möchten wir Euch mit Blick auf den 8. März diverse feministische Kämpfe und Kämpfer:innen aus verschiedenen Teilen der Welt vorstellen oder in Erinnerung rufen. Die lineare, chronologische Geschichtsschreibung ist selbst Produkt des westlichen Patriarchats. Deshalb lautet unser Motto: 8. März ist jeden Tag und 8. März war jeden Tag! Die vielen kleinen und großen Kämpfe, die uns vorangingen und die noch kommen werden, sind Teile eines immer unvollständig bleibenden Mosaiks. Sie beeinflussen und prägen uns, doch sollen sie uns nicht beschränken. Lasst uns an diesem Kampftag die Solidarität zu unseren Schwestern, seien diese auf den ersten Blick geographisch oder historisch von uns getrennt, hochleben lassen!
Auf einen kämpferischen 8. März!